Birdnet-Forum

Ich wollte Euch noch kurz einen meiner aktuellen Pflegefälle vorstellen: vorgestern beim Abendgassi hat mein Pflegehund (der erst seit Samstag in D ist) im Gebüsch etwas entdeckt was er bzw. sie furchtbar spannend, aber auch irgendwie beängstigend fand (hat es doch soooo komische Geräusche gemacht). Also ich natürlich hin, das Gebüsch untersucht und da saß er, klein Oskar (so heißt er jetzt) und fauchte mich mit aller Kraft an. Ein winziges Igelbaby. Nachdem ich gesehen habe wie klein er noch ist war schnell klar, der schafft sein Winterschlafgewicht nicht mehr alleine. Also Jacke ausgezogen, Igel samt seiner Floharmee eingewickelt und heim getragen. Nach Rücksprache mit einer Igelstation wurde eine Box gerichtet und der Zwerg zog samt meiner Wärmflasche in unseren Speicher. Seitdem wird er täglich gewogen und hat natürlich Vollpension inklusive room service.

Gott, macht der eine Sauerei! Das schaffen nicht mal meine 8 oder 9 erwachsenen Igel die täglich zu mir zum fressen kommen. Richtig eklig! Dafür ist er zuckersüß - nur eben nicht das was aus ihm rauskommt . Nachdem wir festgestellt haben, dass Oskar voller Zecken und Flöhe ist hat er heute auch noch eine Rundumerneuerung in meinem hauseigenen Igelkosmetiksalon erhalten. Auf gut deutsch: er wurde im Hof über einer Schüssel mit Wasser und Spüli von mir mit einer alten Zahnbürste ausgebürstet. Dabei kommen die Flöhe raus und werden ins Spülwasser gebürstet. Dort ertrinken sie dann. Was soll ich sagen: es war ekelhaft! Mit einer Hand konnte ich ihn im Handschuh nicht richtig halten und hatte immer Angst er plumpst mir gleich ins spüli und zwei Hände gingen ja nicht wenn man Bürsten muss. Ohne Handschuh hätte ich ihn auch mit einer Hand halten können, aber das hat echt weh getan und ich bin nicht zimperlich. Naja, irgendwann nach über 50 Flöhen hab ich die Behandlung eingestellt und ihn noch mit Sonnenblumenöl eingestrichen (also die Stacheln). Das sollte angeblich die restlichen Flöhe ersticken. Als ich vorhin nochmal in den Speicher bin um sein „all you can eat“ nachzufüllen lag er schnarchend in der Ecke unter seinem Handtuch und um ihn herum feierten die Flöhe Party. War wohl nix mit „die Flöhe ersticken“. Wie es aussah, versuchten die Viecher ihren Wirt zu verlassen fanden aber nix anderes und blieben dann um ihn herum im Handtuch etc. sitzen. Zum Schluss habe ich sie einzeln mit einer Scherbe zerquetscht und bin danach 2 mal duschen gegangen bzw. 1 mal Baden (natürlich mit minutenlangem Luft anhalten und unter Wasser bleiben) und anschließender Dusche!

Obwohl ich weiß, dass ich jetzt sicher Flohfrei bin und mich selbst ein übriggebliebener Floh nur einmal beißen würde bevor er merkt, dass ich nicht schmecke (Igelflöhe beißen Menschen nur einmal) juckt es mich immer noch am ganzen Körper.

Gerade jetzt beim Schreiben brauche ich die linke Hand zum kratzen!

So und nun zu guter letzt, der Grund warum ich mir sowas antue: klein Oskar!

Hast Du ihn auch entwurmt?

Ich würde das Stroh durch trockenes Laub ersetzen zu uns kommen auch immer 2 Igel, aber nur den Sommer über, fressen sich rund und verschlafen dann den Winter nebenan in der Wildnis hier mal einer davon
Sie kommen seit ca. 5 Jahren wahrscheinlich aber schon länger. Ich hab sie erst entdeckt, nachdem uns die Katze zugelaufen war, die hat anfangs nur draußen gefuttert und als ich nochmal nach ihr geschaut hatte, hab ich einen der Igel gesehen, wie er sich übers Katzenfutter her macht. Seitdem fütter ich sie separat

Elvi hat geschrieben: ↑

22 Okt 2022, 11:30

Ich würde das Stroh durch trockenes Laub ersetzen zu uns kommen auch immer 2 Igel, aber nur den Sommer über, fressen sich rund und verschlafen dann den Winter nebenan in der Wildnis hier mal einer davon

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Er schläft ja noch nicht. Er muss jeden Tag sauber gemacht werden und fressen, fressen, fressen. Deswegen hat er jetzt kein Stroh mehr sondern Handtücher die man dann gut waschen kann. Mittlerweile ist er flohfrei. Vermutlich zieht er bald in die Igelstation weil er nicht genug zunimmt. Wahrscheinlich hat er Innenparasiten und vom Igeltierarzt behandelt werden.

Hallo Pam,

der Knirps ist ja goldig. Versuche mir gerade vorzustellen, wie ich an einem Gebüsch vorbei und von so einem Mini angefaucht werde. Muss ein besonderes Erlebnis sein.

Hab geschmunzelt bei der Beschreibung deines "Kampfes" gegen die Floharmee. Allerdings juckt es mich jetzt auch ein wenig. Drücke fest die Daumen, dass es euch gemeinschaftlich gelingt, den kleinen Kerl aufzupäppeln. Alles Gute, Oskar!

So viele Igel hast du in deinem Garten? Eine "Igelgang", schön. Hier sind aktuell auf jeden Fall noch zwei Igel aktiv im Garten. Und damit schon 15 Tage länger als im letzten Jahr. Schon beachtlich, was diese kleinen, krummen Beinchen rennen und zurücklegen können. Ich würde denen gerne mal einen Kilometerzähler anlegen. Laut Wildkameras hat so eine Igel-Arbeitsnacht locker sieben Stunden.

Hallo Elvi,

schönes Foto.Kommen die auch tagsüber zu euch?

Liebe Grüße
Petra

Hallo Petra,

mittlerweile geht der Kampf weiter. Alle Igelstationen sind voll bis unters Dach. Jetzt war ich gerade mit ihm bei einer Igelpflegestelle in der Nähe die ihn zwar nicht aufnehmen kann aber ihn „begutachtet“ hat und ihm eine Spritze gegen den für Igel tödlichen Saugwurm gegeben hat. Außerdem wird jetzt noch der Kot untersucht und dann je nach Ergebnis weiterbehandelt. Und übrigens: es ist wirklich ein Oskar!

Und klein Oskar denkt, er wäre gar nicht klein und schimpft und motzt wie ein Großer. Ein richtiger Motzzwerg!

Nachdem er dann in den nächsten Tagen behandelt wurde wird er noch zwei Tage in meiner Garage gefüttert und dann geht er wieder raus in unseren Garten, natürlich auch da wieder mit Vollpension. Er ist gestern Abend schon in die Garage umgezogen weil sich durch die Wärme im Haus die Innenparasiten explosionsartig vermehren und ihm dann noch mehr Stress machen.

PetraS hat geschrieben: ↑

22 Okt 2022, 16:35

Hallo Pam,

Hallo Elvi,

schönes Foto.Kommen die auch tagsüber zu euch?

Liebe Grüße
Petra

Ja, am frühen Nachmittag kommen sie auch ab und an und das war mal vormittags

Annette hat geschrieben: ↑

22 Okt 2022, 08:38

Hast Du ihn auch entwurmt?

Du wirst lachen, aber genau das passiert jetzt die nächsten 5 Tage. Im Kot wurden Darmhaarwurmeier gefunden und ich hole jetzt morgen ein Medikament dagegen bei der Igelpflegestelle ab und werde ihm das dann die nächsten 5 Tage übers Futter verabreichen. Dann ist er hoffentlich so parasitenfrei dass er es noch schafft sein Winterschlafgewicht aufzubauen und zu halten. Mehr kann ich nicht für ihn tun. Ihn den ganzen Winter über zu behalten ist keine gute Lösung für ihn. Die meisten Igel wollen nach einer Weile drin auch unbedingt wieder raus. Es ist schließlich ein Wildtier und kein Haustier und das soll er auch bleiben. Ich möchte ihm ausschließlich helfen seine Chancen zu verbessern.

Als ich heute nochmal bei der Igelpflegestelle war um sein Medikament abzuholen waren gerade noch andere Leute, ebenfalls mit einem Igelbaby da. Deren Zwerg war noch kleiner als klein Oskar und hat das Fressen verweigert. Dort wurde er dann mit der Spritze gefüttert. So niedlich der Zwerg und bei weitem nicht so motzig wie „meiner“. Als ich rein kam fragte die Frau von der Igelhilfe gerade die Finder des anderen Igelbabys ob das ihrer war der so motzig ist (scheinbar waren die auch schon vorher mal mit ihm dort) und als sie mich dann reinkommen sah, meinte sie sofort in meine Richtung „ach ne, das war Deiner, gell!?“ Klein Oskar hat also scheinbar bleibenden Eindruck hinterlassen .

Ich bin ja schon gespannt, ob er sein Fressen heute Nacht frisst. Das Medikament ist nämlich ein Pulver was man über‘s Futter streut und das hab ich natürlich dann gleich heute angefangen. Jetzt bin ich gespannt ob er es auch frisst. Ich weiß nicht wie empfindlich Igel bei sowas sind. Musste noch nie einem Igel Medikamente eintrichtern .

Klein Oskar ist heute geflohen

Wollte ihn sauber machen und ihm sein Futter mit Medikament geben und musste ihn dafür kurz in eine andere Schachtel mit Deckel umsetzen. Irgendwie hat er’s trotz Deckel geschafft zu entkommen. Da reißt man sich tagelang den Hintern für Herrn Motzhuber auf und der geht einfach Stiften. Hab ihn noch kurz von hinten in Nachbars Hecke verschwinden sehen. Jetzt hab ich Futter ohne Medikament rausgestellt und hoffe er kommt wenigstens nachts zum fressen der Doofkopf. Seine ekligen Würmer wird er so leider nicht mehr los und nimmt dadurch vermutlich auch nicht mehr genug zu. Normalerweise hab ich immer das Garagentor zugemacht beim sauber machen, nur heute war ich so in Eile dass ich dachte, ach die 2 Minuten wo ich weg bin zum Box ausspritzen passt das schon. Tja, falsch gedacht. So ein Mist!

Och nö. Das ist ja wirklich blöd, dass der abgehauen ist. Sowas Undankbares. Aber aus Igelsicht vielleicht verständlich, er konnte halt nicht begreifen, was ihm da tatsächlich Gutes widerfährt. Hoffen wir, dass ihm dein Einsatz vielleicht doch schon einen Schub und etwas besseren Start in die nächste Zeit verschafft hat. Und vielleicht bleibt er ja in der Gegend und kann so vom Futter profitieren. Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass du ihn wiedersiehst und dass es ihm gut geht!
Schöne Grüße. Ilja.

Hallo Pam,

du schreibst so lustig und mitreißend, es war richtig schön, deine Igelgeschichte zu lesen
Schade, dass Oskar abgehauen ist, aber ich sehe es wie Ilja, vielleicht wurden seine Chancen durch deinen Einsatz verbessert. Toll, dass du so viel für Oskar getan hast!

Aus Igelsicht macht es natürlich Sinn schnellstmöglich das Weite zu suchen und Oskar war ja von Anfang an ein recht unguter Zeitgenosse . Igelmännchen sollen ja eigentlich recht freundlich sein, zumindest im Vergleich mit den Igeldamen. Meiner ist da wohl ETWAS aus der Art geschlagen. Naja, ich hoffe auch, dass er es packt! Vielleicht hilft ihm ja seine Art sogar ein bisschen dabei. Scheint ein Kämpfer zu sein! Ich wünsche ihm auch, dass es ihm hier bei uns besser ergeht als dort wo wir ihn gefunden haben (auf einem S-Bahnparkplatz wo er sicher bald platt gefahren gewesen wäre). Hier hat’s noch ein paar gar nicht so kleine Gärten und ein tägliches, gut sortiertes Essensbuffet .

Ich freue mich, dass Euch meine Geschichte von klein Oskar gefallen hat. Es waren auch für mich aufregende Tage mit Hunden, Katze und Igel. Von den ganzen Viechern im Garten die wir täglich versorgen mal ganz zu schweigen .

So ein Igelbaby macht schon extrem viel Arbeit! Wenn man sich dann überlegt, wieviele Igel diese Igelpflegestellen versorgen wird’s mir ehrlich gesagt ein wenig anders. Auch was so das Parasitenzeug angeht was man sich da zwangsläufig ins Haus holt. Ich muss sagen, dass ich das jetzt schon nochmal mit etwas anderen Augen sehe. Dass es viel Arbeit ist war mir natürlich schon immer klar, aber WIEVIEL Arbeit es wirklich ist und was damit alles noch einhergeht ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden.

Und das wichtigste ist, diese Igelpflegestellen machen das alles ehrenamtlich und unentgeltlich. Ich habe natürlich trotzdem beide Male wo ich wegen Oskar dort war was gespendet, damit seine Kosten für Behandlung und Medikamente gedeckt sind und noch ein wenig für andere Fälle übrig bleibt. Anscheinend macht das aber bei weitem nicht jeder, was ich sehr schade finde. Auch dass diese Igelpflegestellen keinerlei staatliche Unterstützung kriegen finde ich eine Frechheit. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Wildtierpflegestellen, die privat geführt werden. In der Regel erhalten die keinerlei Unterstützung.

Aktuell hatte die Igelpflegestelle wo ich mit Oskar war gerade zwei Babyigel am Beatmungsgerät. Das muss man sich mal vorstellen. Die machen das alles umsonst und oft neben Familie, Arbeit, Haushalt, etc. Freizeit bleibt da kaum bis gar nicht. Was ich damit sagen will: solchen Menschen gilt mein Respekt und in Zukunft werde ich auch die Igelpflegestellen bei mir in der Gegend zwischendurch mit einer kleinen Spende beglücken.

Vielleicht sind Geschichten wie die von klein Oskar ja auch ganz gut geeignet um darauf aufmerksam zu machen, dass es auch noch anderen Tierschutz gibt als nur für Hunde, Katzen und Co. Und dass auch diese Stellen (finanzielle) Hilfe brauchen, da sie selbst, die hier freiwillig viel Arbeit, Zeit, Nerven und Geld investieren ohne Spenden auch nicht viel ausrichten können.

In diesem Sinne schließe ich hiermit die Geschichte von Klein Oskar vorerst ab. Sollte ich seinen stachligen Igelhintern aber nochmal irgendwo entdecken, werde ich natürlich wieder berichten.