Rettung eines Schwarzstorchs
Verfasst: 21 Aug 2019, 14:17
Hallo miteinander,
ich „betreue“ ja (so heißt das tatsächlich) seit drei Jahren einen Schwarzstorch-Horst. In diesem Jahr hatte das Paar leider nur zwei Junge, die aber beide bis zum Flüggewerden überlebten.
Anfang August, kurz bevor sie so weit waren, dass mit den ersten kleinen Ausflügen zu rechnen war, stellte ich plötzlich fest, dass bei dem einen Jungvogel der linke Handflügel merkwürdig verkrüppelt aussah (Klick vergrößert das Bild):
Bis auf zwei waren die Handschwingen (und wohl auch ein paar äußere Armschwingen) gar nicht oder nur rudimentär vorhanden. Damit kann er natürlich nicht fliegen!
Ich erkundigte mich also erstmal, wer helfen könnte, ihn einzufangen, und außerdem, wer ihn dann aufnehmen könnte. Nachdem beides organisiert war, beobachtete ich jeden Tag, um den Moment abzupassen, wenn der flugfähige Jungvogel weg ist und der andere allein oben steht (oder schon abgesprungen ist).
Nur: es passierte nichts. Tag für Tag standen beide oben; der gesunde Jungstorch machte überhaupt keine Anstalten zu fliegen – dabei war er längst flügge! Irgendwann wurden die abgegebenen Kotmengen immer kleiner; die Altvögel hatten also die Fütterung eigestellt (wie es um diese Zeit ganz normal ist). Offensichtlich wollte der Gesunde sein Geschwister nicht allein lassen (auch bei Weißstörchen beobachte ich immer wieder, dass die gerade flüggen Jungen alles gemeinsam machen).
Erst letzten Freitag sah ich ihn erstmals fliegen – aber schon so sicher, dass klar war, dass er bereits seit Tagen kleine Ausflüge macht. Aber eben immer nur kurz; die meiste Zeit blieb er „zuhause“. Vorgestern war er dann endlich für längere Zeit weg – Hunger und Durst waren wohl doch zu groß geworden. Nun konnten wir darangehen, den „Invaliden“ vom Horst zu holen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 12 Uhr.
Als wir dann gestern zum Horst kamen, war er leer. Klettern war nun nicht mehr nötig, dafür mussten wir suchen. Nach etwa einer Stunde hatten wir den kleinen Kerl gefunden
Da er schon ziemlich dehydriert war, kriegte er erstmal was zu trinken:
Dann wurde er in einen Karton gepackt und sitzt nun in der Auffangstation des Aquila e.V. Dort soll er untersucht und aufgepäppelt werden; und falls die Schwingen nach der nächsten Mauser wieder normal wachsen sollten, wird er wieder ausgewildert.
Herzliche Grüße aus Gülpe – Martin
ich „betreue“ ja (so heißt das tatsächlich) seit drei Jahren einen Schwarzstorch-Horst. In diesem Jahr hatte das Paar leider nur zwei Junge, die aber beide bis zum Flüggewerden überlebten.
Anfang August, kurz bevor sie so weit waren, dass mit den ersten kleinen Ausflügen zu rechnen war, stellte ich plötzlich fest, dass bei dem einen Jungvogel der linke Handflügel merkwürdig verkrüppelt aussah (Klick vergrößert das Bild):
Bis auf zwei waren die Handschwingen (und wohl auch ein paar äußere Armschwingen) gar nicht oder nur rudimentär vorhanden. Damit kann er natürlich nicht fliegen!
Ich erkundigte mich also erstmal, wer helfen könnte, ihn einzufangen, und außerdem, wer ihn dann aufnehmen könnte. Nachdem beides organisiert war, beobachtete ich jeden Tag, um den Moment abzupassen, wenn der flugfähige Jungvogel weg ist und der andere allein oben steht (oder schon abgesprungen ist).
Nur: es passierte nichts. Tag für Tag standen beide oben; der gesunde Jungstorch machte überhaupt keine Anstalten zu fliegen – dabei war er längst flügge! Irgendwann wurden die abgegebenen Kotmengen immer kleiner; die Altvögel hatten also die Fütterung eigestellt (wie es um diese Zeit ganz normal ist). Offensichtlich wollte der Gesunde sein Geschwister nicht allein lassen (auch bei Weißstörchen beobachte ich immer wieder, dass die gerade flüggen Jungen alles gemeinsam machen).
Erst letzten Freitag sah ich ihn erstmals fliegen – aber schon so sicher, dass klar war, dass er bereits seit Tagen kleine Ausflüge macht. Aber eben immer nur kurz; die meiste Zeit blieb er „zuhause“. Vorgestern war er dann endlich für längere Zeit weg – Hunger und Durst waren wohl doch zu groß geworden. Nun konnten wir darangehen, den „Invaliden“ vom Horst zu holen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag um 12 Uhr.
Als wir dann gestern zum Horst kamen, war er leer. Klettern war nun nicht mehr nötig, dafür mussten wir suchen. Nach etwa einer Stunde hatten wir den kleinen Kerl gefunden
Da er schon ziemlich dehydriert war, kriegte er erstmal was zu trinken:
Dann wurde er in einen Karton gepackt und sitzt nun in der Auffangstation des Aquila e.V. Dort soll er untersucht und aufgepäppelt werden; und falls die Schwingen nach der nächsten Mauser wieder normal wachsen sollten, wird er wieder ausgewildert.
Herzliche Grüße aus Gülpe – Martin